"Keine Gartenschau vom Reißbrett"

Im Gespräch mit Landrat Wolfgang Blasig und Bürgermeister Bernhard Knuth

Sieben Jahre nach der Laga in Prenzlau findet 2019 wieder eine Landesgartenschau in Brandenburg statt. Warum sollte sie ihre Renaissance ausgerechnet in Beelitz erfahren?

 

Bernhard Knuth: Es gibt viele Aspekte die dafür sprechen – und einige, die eine Landesgartenschau in Beelitz zu etwas ganz Besonderem machen. Dazu gehört neben der langen Gartenbautradition und dem hohen Bekanntheitsgrad unserer „Spargelstadt Beelitz“ auch die unmittelbare Nachbarschaft zur Natur. Direkt an die historische Altstadt schließen satte Wiesen und dichte Wälder an – während vor den Toren die Nieplitz vorüberplätschert. Diese enge Verbindung von Natur und Kultur ist ein idealer Rahmen für die Laga. Hinzu kommen viele spannende Besonderheiten, aus dem Wesen und der Geschichte unserer Stadt, die sich im Laga-Konzept widerspiegeln.

Wolfgang Blasig: Man muss auch die guten Voraussetzungen bedenken: Beelitz liegt zentral in Brandenburg, ist deshalb aus allen Ecken des Landes im Handumdrehen zu erreichen. Und natürlich auch aus Berlin, was man ja spätestens mit Beginn der Spargelsaison jedes Jahr aufs Neue sieht. Die Verkehrsanbindung über Autobahn und Schiene ist so hervorragend, dass auch Besucher aus anderen Bundesländern  problemlos anreisen können. Wenn uns  dann noch mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg bis 2019 eine Taktverkürzung auf den Regionalbahnlinien gelingt, dann wird es einen wichtigen Entwicklungsimpuls für die Stadt selbst und weit bis in den ländlichen Raum der Flämingregion hinein geben. Und natürlich stehen die Beelitzer und die Menschen in der gesamten Region hinter dieser Bewerbung.

 

Wie würde denn der Landkreis von einer Gartenschau in Beelitz profitieren?

 

Wolfgang Blasig: Die Laga würde Kreise ziehen, die weit über die Stadtgrenzen hinausgehen – und damit meine ich nicht nur die Besucherströme oder öffentliche Aufträge im Rahmen der Investitionen. Beelitz hat durch seine starke Entwicklung schon jetzt eine gewisse Sogwirkung entfaltet: Bürger aus den Nachbarkommunen kommen hier her zum Einkaufen, Arbeiten, um zum Arzt zu gehen und nicht zuletzt um etwas zu erleben. Mit anderen Worten, die Stadt ist für die gesamte Region ein Zentrum und Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. Dieses Phänomen  würde mit der Landesgartenschau eine neue Qualität erreichen.

 

Inwieweit geht es ums Image?

 

Wolfgang Blasig: Natürlich spielt das eine Rolle – eine Landesgartenschau in Potsdam-Mittelmark hat es noch nicht gegeben. So wie in diesem Jahr die BUGA 2015 Havelregion ist auch eine Landesgartenschau ein Event, welches der Region, in der es stattfindet, großen Auftrieb geben kann. Darüber hinaus bietet sich die einmalige Gelegenheit, auf unseren facettenreichen Landkreis und seine vielfältigen Angebote zum Leben, Wohnen und Arbeiten aufmerksam zu machen, Besonderheiten der Region in einen einmaligen Fokus zu rücken, die Bekanntheit zu erhöhen. Es bietet sich damit auch die Chance, Kräfte zu bündeln und mit gemeinsamer Anstrengung die gesamte Region in ihrer Entwicklung einen großen Schritt vorwärts zu bringen. Beelitz hat gute Chancen, eine Laga auszurichten, von der man überall in Brandenburg noch lange sprechen wird und auf die man im gesamten Landkreis noch lange stolz sein kann.

 

Was ist das Besondere am Beelitzer Gartenschaukonzept?

 

Bernhard Knuth: Wir sind eine lebendige, blühende und offene Stadt, in der viele Generationen und Menschen unterschiedlicher Herkunft lernen, arbeiten und wohnen. Dieses Lebensgefühl soll sich auch in der Laga widerspiegeln. Über die übliche gärtnerische Leistungsschau hinaus werden wir Akzente setzen, die jede gesellschaftliche und jede Altersgruppe ansprechen. Sei es durch unsere Veranstaltungen, sei es durch die Ausgestaltung der Gartenschaustandorte mit zum Teil spektakulären Erlebnissen. Ein weiteres Novum ist die breite Einbindung unserer Bürger:. Die Laga Beelitz ist eine Gartenschau, die nicht auf dem Reißbrett entsteht, sondern aus der Stadt heraus erwächst – natürlich unter professioneller Federführung.

 

Herr Blasig, wie schätzen Sie die Voraussetzungen ein – schafft Beelitz, ein solches Projekt umzusetzen?

 

Wolfgang Blasig: Auf jeden Fall – sowohl finanziell als auch logistisch. Die Stadt Beelitz hat ja schon reichlich Erfahrung mit Großveranstaltungen sammeln können. Allein zum Spargelfest kommen mittlerweile über 30 000 Menschen an einem einzigen Wochenende in die Stadt. Auch die Beelitzer Festspiele haben gezeigt, dass Beelitz von sich aus Events entwickeln und ausrichten kann, die Menschen aus dem gesamten Land begeistern. Das Wichtigste ist aber der Enthusiasmus der Beelitzer, die immer wieder neue Ideen entwickeln und gemeinsam umsetzen – für die Landesgartenschau und darüber hinaus. Das sorgt für eine positive Dynamik und für eine besondere Atmosphäre in dieser Stadt. Es ist schon erstaunlich: Jedes Mal, wenn ich nach Beelitz komme, ist hier wieder irgendetwas anders. 

 

Und aus städtebaulicher Sicht?

 

Wolfgang Blasig: Beelitz ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Städte mit historischem Stadtkern im Land Brandenburg und hat durch die effiziente Umsetzung der Städtebauförderung auch diesbezüglich eine bemerkenswert gute Entwicklung genommen. Die Altstadt ist mit ihren Gebäuden und Straßen fast komplett saniert, in den Geschäften gibt es kaum und in den Wohnungen überhaupt keinen Leerstand mehr. Dank des positiven Images der Stadt kommen immer wieder Zuzügler hierher, wodurch die einstmals düsteren Prognosen, die noch vor sieben Jahren für Beelitz im Raum standen, widerlegt werden konnten.

 

Bernhard Knuth: Wir werden mit der Altstadtentwicklung auch weitermachen und noch vor 2019 wesentliche Projekte wie die Sanierung des Bahnhofes oder des „Deutschen Hauses“ am Eingang zur Altstadt abgeschlossen haben.   

 

Bisher dienten Gartenschauen auch immer dazu, wichtige Impulse zur Entwicklung märkischer Kommunen zu setzen. Braucht Beelitz die Laga 2019 überhaupt?

 

Bernhard Knuth: Definitiv. Auch für die Stadt Beelitz bedeutet die Landesgartenschau nicht das Ende ihrer Entwicklung. Auf Landesebene herrscht ja die Maxime „Stärken stärken“ – und genau darum sollte es gehen: Beelitz ist schon jetzt ein Anker im ländlichen Raum. Diese Bedeutung wird in Zukunft noch weiter wachsen. Mit der touristischen Vermarktung unserer Stadt unter den Aspekten Land und Natur verfügen wir überdies über eine echte Wachstumsbranche. Und im Übrigen haben auch wir ja noch Bereiche, in denen wir Unterstützung bei der Entwicklung brauchen – bei brachliegenden Liegenschaften oder solchen, die einer dringenden Sanierung bedürfen.

 

Bei der Bewerbung kann Beelitz unzählige Unterstützer ins Feld führen – Bürger, Unternehmer, Ehrenamtliche, Künstler – und auch die Bürgermeister der Nachbarkommunen. Gönnt man Beelitz so freimütig die Gartenschau?

 

Bernhard Knuth: Ja, diesen Eindruck habe ich nach vielen Gesprächen mit meinen Amtskollegen gewonnen. In Potsdam-Mittelmark gibt es regelmäßige Treffen der Bürgermeister zu wechselnden Themen, aber auch viele bilaterale Termine, zum Beispiel kürzlich zur Vorbereitung auf den Stadt-Umland-Wettbewerb. In den Rathäusern freut man sich aber ganz unvoreingenommen für uns und staunt auch ein bisschen über den Elan, der bereits durch die Bewerbung in unserer Stadt geweckt worden ist.

 

Was kann der Landkreis tun, um die Landesgartenschau in Beelitz zu unterstützen?

 

Wolfgang Blasig: Wir unterstützen die Stadt Beelitz ja bereits bei zahlreichen touristischen Projekten, auch im Bereich der Kultur gibt es Fördermittel. Wir als Landkreis können im Vorfeld der Landesgartenschau wichtige Wege ebnen, zum Beispiel aus baurechtlicher und denkmalpflegerischer Sicht. Und natürlich können und werden wir die Beelitzer Gartenschau mit vermarkten. Mit der Geschäftsstelle unseres kreisübergreifenden Marketingverbandes, dem Tourismusverband Fläming e.V., der von der Beelitzer Küstergasse bis zur Laga in das von der Stadt erworbene Bahnhofsgebäude umziehen soll, sind die Rahmenbedingungen ideal und so sind wir mit Fachkompetenz direkt vor Ort behilflich.